Stellungnahme der AG Preußenstadion zur überarbeiteten Machbarkeitsstudie

Weihnachten 2021: Den Preußenfans wurden neue Stadionpläne vorgestellt. Die Arbeitsgemeinschaft Preußenstadion hat sich mit der Präsentation der überarbeiteten Machbarkeitsstudie sowie dem Auftrag an die Stadtwerke Münster zur Umsetzung des Stadionbaus auseinandergesetzt.
Hier die Stellungnahme der AG Preußenstadion, dem Zusammenschluss verschiedener Vertreter aus allen Stadionbereichen von Ultra bis Tribüne:

 

Da wir auch vom WDR-Fernsehen zu unserer Meinung gefragt wurden, wie wir zu den Stadtwerken als durchführendes Organ stehen, lässt sich dieses Thema schnell beantworten: Wir begrüßen es, dass die Stadtwerke als bekannt verlässlicher Partner diese Aufgabe übernehmen. Gerne würden wir auch mit den Stadtwerken über die wichtigen Fanbelange bei der Errichtung des Stadions ins Gespräch gehen und sind zuversichtlich, dass uns das Gelingen wird.

Die überarbeitete Machbarkeitsstudie von Drees und Sommer (s. hier) hat uns in unserem Anliegen bestätigt, dass wir durch aktive Teilnahme in dem Workshop, vertrauensvolle Gesprächen – geprägt von gegenseitigem Respekt – mit Grünen, CDU, SPD und Volt sowie der Stadtverwaltung und der Vereinsführung viele unserer Vorstellungen einbringen konnten, die auch berücksichtigt wurden. Zur Präsentation der Studie wurden wir aufgrund unseres Engagements eingeladen.

So legt die Machbarkeitsstudie Wert auf einen zentralen Zugang zum gesamten Heimbereich über die Hammer Straße, so wie wir es kennen und auch schätzen. Egal auf welcher Tribüne wir uns niederlassen, im gemeinsamen Eingang findet sich immer die Möglichkeit zum gegenseitigen Kennenlernen und Gespräche. Dafür wurde der Gästeblock in den Süden der Westtribüne (linker Teil von der Ostkurve aus gesehen) verlagert, die Hälfte der Tribüne bleibt damit unseren Gästefans vorbehalten. Eine Unterbringung in der nordwestlichen Ecke, wie sie noch die erste Studie von Speer und Partnern vorsah, konnten wir abwenden.
Die Osttribüne bleibt die zentrale Stehtribüne für die Heimfans und bietet knapp 9000 Fans Platz. Hier sollten alle ihr neues Zuhause finden. Hinter dem Tor wurde wunschgemäß auf Fluchttore verzichtet, so dass hier Platz für Zaunfahnen vorhanden sein wird. Fluchttore sollen nach unseren Wünschen möglichst weit außen angebracht werden.
Ebenso wurde versucht, die Mundlöcher seitlich zu platzieren, so dass ein einheitliches zentrales Auftreten möglicher wird. In der vorgeschlagenen Form erscheinen diese nicht mehr als trennend und wirken unauffälliger. Leider kann eine Machbarkeitsstudie nicht alle Detailfragen beantworten, die wir für den Heimbereich haben. Das wird Aufgabe des endgültigen architektonischen Entwurfs werden.
Erfreut hat uns die hohe Zahl an Rollstuhlfahrerplätzen und die angedachten Plätze für Menschen mit anderen Einschränkungen wie Gehör oder Sehen. Der geplante barrierefreie Zugang zu allen Heimbereichen ermöglicht es auch Menschen mit Einschränkungen, ein Fußballspiel zu genießen. Auch hier wurde dabei an die Gästefans gedacht, denn auch im Gästesektor sollen Plätze für Menschen mit Einschränkungen geschaffen werden.
Positiv bewerten wir auch die angedachte Ausrüstung der Stadiondächer mit Photovoltaik-Anlagen, die rund 1 Million KW/h im Jahr erzeugen sollen. Die vorgeschlagene Umrüstung des Pumpwerks entspricht ebenfalls unseren Wünschen.

Allerdings sehen wir noch Bedarf an weiteren Verbesserungen im Konzept. So denken wir, dass ein Zugang über eine Brücke in den Gästebereich nicht die erforderliche Willkommenskultur bietet. Wir würden uns wünschen, dass hierfür noch einmal die Anordnung der Parkplätze überdacht wird, dass Möglichkeiten gesucht werden, eventuell mit Schleusentoren die Durchfahrt der Feuerwehr zu gewährleisten, ohne den Sektor zu klein und eng zu gestalten.
Kritisch sehen wir auch die Unterbringung der Sicherheitsbehörden in der Südost-Ecke. Eine Unterbringung im Südwesten halten wir für sinnvoller, da hier bereits der direkte Zugang zum Stadioninnenraum für Rettungsfahrzeuge vorgesehen ist und auch der Fuhrpark hier untergebracht werden soll. Kürzere Wege sollten auch im Interesse der Handelnden liegen. Alternativ könnte die Unterbringung auch im Nordwesten erfolgen, da hier wie im Südwesten ein direkter Zugang zur Straße am Berg Fidel besteht und die Rettungsfahrzeuge gar nicht weit vom jetzigen Standort weichen müssten, aber die Gästeparkplätze dann direkt an den Gästeeingang verlagert werden könnten.
Irritiert hat uns die Unterbringung des FANports im geplanten Gebäude Südost. Der Standort wäre im sogenannten Sicherheitsring, der Zugang zu den Räumlichkeiten an Spieltagen und auch außerhalb dieser sehr kompliziert. Die gleichzeitige Unterbringung der Sicherheitszentrale im gleichen Gebäude würde zudem zu einem Akzeptanzproblem der Einrichtung als direkte Anlaufstelle führen. Weiterhin vermissen wir Räumlichkeiten für das Fanprojekt und allgemein zugängliche Fanräume. Eine Möglichkeit sehen wir dafür am Standort des eventuell angedachten mehrgeschossigen Verwaltungsgebäudes, das außerhalb des Sicherheitsrings liegt und gut erreichbar wäre. Falls sich neue Räumlichkeiten für die Geschäftsstelle ergeben, würden wir es gerne sehen, wenn das jetzige Gebäude erhalten bleiben und zu einer jederzeit erreichbaren Anlaufstelle für Fans umgebaut werden würde. Mit den planenden Institutionen würden wir hierzu gerne ins Gespräch kommen.
Die dargestellten Mundlöcher im Heimbereich sind eine Verbesserung zu vielen anderen Stadien. Allerdings würden wir es in der Ostkurve weiterhin begrüßen, wenn es wie im jetzigen Stadion einen Zugang “von oben” in den Block geben würde. Sollte aus Kostengründen der Wall, auf dem die jetzige Ostkurve gebaut wurde, erhalten bleiben, ließe sich der Zugang von oben realisieren.
Während der Vorstellung der Studie wurde angekündigt, dass es eine separate Schleuse für Fanmaterial geben soll. Unsere Erfahrungen zeigen, dass solche Eingänge in der Praxis am Spieltag keinen Mehrwert bieten und keine Akzeptanz finden. Zudem werden in der Vorlage Drehkreuze erwähnt und da im Workshop explizit über Ganzkörperdrehkreuze gesprochen wurde, wollen wir klarstellen, dass Ganzkörperdrehkreuze, sogenannte Fleischwölfe, von uns abgelehnt werden.
In Fragen der Nachhaltigkeit bietet die Machbarkeitsstudie einige gute Anregungen und Umsetzungsvorschläge. Aber auch hier sehen wir noch mehr Potential, das ausgeschöpft werden sollte.

 

Fazit

Die veröffentlichte überarbeitete Machbarkeitsstudie von Drees und Sommer ist ein wichtiger Schritt für den Umbau des Stadions an der Hammer Straße. Viele Dinge sind zu unserer Zufriedenheit umgesetzt worden, einige Fragen bleiben offen und Gesprächsbedarf ist weiterhin vorhanden. Aber durch die bisherigen Bemühungen aller Partner sehen wir uns auf einem guten Weg und freuen uns, die konstruktive Zusammenarbeit auch in den kommenden Monaten/Jahren fortzusetzen.